Der Schwalbenschwanz

(Papilio machaon)


unser schönster einheimischer Schmetterling


Schwalbenschwanz auf meinem Finger

Es ist mein Hobby im Sommer Schwalbenschwanz-Schmetterlinge aufzuziehen. Die Eier und kleinen Räupchen, die ich im Schrebergarten meiner Mutter finde, wachsen in meinen Raupenkästen heran, verpuppen sich und die entstandenen Falter werden von mir schliesslich im gleichen Gartenareal wieder fliegen gelassen. Warum gerade Schwalbenschwänze? Das weiss jeder, der schon einmal die Gelegenheit hatte, einen auf der Hand zu halten: sie haben einfach Charisma! Jawoll, ein Insekt mit Charakter! Daneben sind sie natürlich unglaublich schön und leiderleider auch nicht allzu häufig zu sehen.

Die folgenden Bilder sind von mir, sofern nicht anders vermerkt:



Frisch geschlüpfter Schwalbenschwanz

(vor 30 Sekunden) mit noch zusammengefalteten Flügeln

frisch geschlüpfter Falter
*** Dieses tolle Bild hat René Tanner aus Detligen geschossen, herzlichen Dank! ***


In den nächsten 30 Minuten werden die Flügel entfaltet. Dazu pumpt der Falter Körperflüssigkeit in die Flügel. Sind die Flügel entfaltet und ausgehärtet, zieht er die Flüssigkeit wieder in den Körper zurück. Vor dem ersten Flug scheidet der Schmetterling alle überflüssigen Stoffe aus der Umwandlung in ein paar Tröpfchen rötlicher Flüssigkeit aus.

Link zu eine kurzen Schlupfsequenz



Frisch geschlüpfter Schwalbenschwanz

im Frühling beim Flügeltrocknen






Die Paarung




Eine Paarung von Schwalbenschwänzen sieht man selten. Normalerweise versammeln sich die Männchen um sonnige Hügelkuppen (sog. "hilltopping") und veranstalten Balzflüge bevor bei irgend jemandem Paarungsstimmung aufkommt...

Entsprechend Glück hatte mein ehemaliger Sekundarlehrer Hans-Peter Fehr aus Kloten mit diesem Foto, herzlichen Dank!




Schwalbenschwanz Ei an Fenchelzweig
Originalgrösse 1 mm3


Frisch gelegte Eier sind leuchtend gelb gefärbt, nach ca. 2 Tagen färbt sich das Ei dunkler, kurz vor dem schlüpfen des Räupchens ist es schwarz, bzw. durchsichtig: das Räupchen ist schwarz





*** Dieses phantastische Bild von einem soeben aus dem Ei geschlüpften Schwalbenschwanz-Räupchen
hat mir Markus Schwyter aus Embrach zur Verfügung gestellt: Merci vielmals ! ***


Das Räupchen ist in Wirklichkeit nur 2 mm gross! Man sieht aber jetzt schon den hellgrauen Sattel, den die Jugendform trägt (siehe nächstes Bild) Das Räupchen verspeist als erste Mahlzeit die leere Eihülle (wie's aussieht hat es bereits einen Teil weggeknabbert)



 Junge Raupenform (bis ca. 2.5 cm): die Raupe imitiert Vogelkot,
was ziemlich viel Sinn macht, da Vögel ja ihren eigenen Kot nicht zu verspeisen pflegen ;-)
 





   Ab einer gewissen Grösse macht die Vogelkot-Tarnung keinen Sinn mehr - die ausgewachsene Form (ca. 2 bis 5 cm) der Raupe ist nun recht auffällig grün-schwarz gestreift mit orangen Punkten


   Sich verpuppende Raupe: Die alte Raupenhaut ist schon zur Hälfte abgestreift, dahinter kommt die grünliche Puppe zum Vorschein.

Link zu einer Verpuppungssequenz: Sequenz
Und hier ein Link zu einer sehr schön zusammengestellen Entwicklungs-Sequenz: Metamorphose
Ganz herzlichen Dank an Maria und Peter Kuhn! :)



    Grüne Puppe an Karottenstengel, befestigt durch ein Seidengespinst unten am Fuss und durch einen Seidengürtel. Der Falter entwickelt sich mit der Unterseite zum Stengel, so dass er sogleich daran hochklettern kann



   Die Puppe kurz vor dem schlüpfen:
Man erkennt bereits die Flügelmarkierungen des Schmetterlings durch die Puppenhülle



     So sitzt der entwickelte Falter in der Puppe:
die Flügel sind zusammengefaltet und "geschrumpft", die Fühler links und rechts angelegt




Generelle Informationen über den Schwalbenschwanz


Die Raupen des Schwalbenschwanzes finden sich im Garten hauptsächlich an Fenchel-, Karotten- und Dillpflanzen, seltener an Petersilie, Maggikraut, Weinraute und Diptam.
In der Natur findet man die Raupen an anderen Doldenblütlern wie Bibernell, Kümmel, Engelwurz, Sumpf-Haarstrang und wilde Möhre. Dazu sind die Falter auf artenreiche Magerwiesen angewiesen!


ungewöhnlich, aber auch möglich: Bild 1 Raupe an Weinraute und Bild 2 Raupe an Petersilie
Herzlichen Dank für die Fotos an Falk Einenkel aus dem Erzgebirge (Sachsen, D) (Bild 1)
und Erika Kündig, die den Überraschungsgast eines Tages in ihrem Gemüsekistchen auf dem Balkon vorfand (Bild2)



Speziell: Schwalbenschwanz-Raupen an Diptam bei Silvio Kurmann, merci auch hier :)


Die Schmetterlinge kommen bei uns in zwei Generationen vor, d.h. die Falter, die im Mai schlüpfen, legen im Frühsommer ihre Eier ab, woraus sich innerhalb eines Monats ausgewachsene Raupen entwickeln. Diese verpuppen sich und nach 14-21 Tagen (also ca. Mitte Juli) schlüpft aus der Puppe ein Schwalbenschwanz- Schmetterling. Diese zweite Generation legt im August/September wiederum Eier an die oben erwähnten Futterpflanzen ab. Diese Raupen verpuppen sich ebenfalls nach ca. 30 Tagen und überwintern als Puppe.

Die Puppenart nennt man Gürtelpuppe, der Grund ist am Bild oben unschwer zu erkennen. Die Raupe sucht sich zum verpuppen einen geschützten Ort und kann sich dazu relativ weit vom Futterplatz entfernen. Wenn also Ihre grosse Raupe gestern noch da und heute plötzlich verschwunden ist, muss das nicht unbedingt bedeuten, sie wurde von einem Vogel gefressen (was natürlich auch drinliegt...).
Zur Puppenfärbung: Kurz nach der Verpuppung sind alle Puppen leicht grünlich, nach dem Aushärten bekommt die Puppe ihre definitve Farbe. Dies kann alles sein von knallgrün mit gelben Punkten über helle oder dunkle Grau- und Brauntöne bis hin zu fast weiss oder fast schwarz. Bei der Farbwahl geht es in erster Linie um Tarnung, so ergeben bei mir Raupen, die sich an einem Futterstängel angeseilt haben immer grüne Puppen, solche an der Kastenwand meist graue oder braune. Wissenschaftler haben in dem Zusammenhang herausgefunden, dass bei ca. 5% der Raupen die Puppenfarbe genetisch vorprogrammiert ist. D.h. diese 5% nehmen die vorbestimmte Farbe an, egal wie sich die Unterlage präsentiert. Spannend, nicht?

Die zweite Generation schlüpft dann nach dem überwintern im nächsten Jahr im Mai und der Zyklus geht wieder von vorne los.

Zu Frassschäden der Raupen wird es übrigens nie kommen, da die Falter die Eier einzeln ablegen und nie in ganzen Gruppen. Zudem werden ja von Fenchel und Karotte nicht die Blätter geerntet, also sollte man den Raupen das bisschen grün gönnen, das sie vertilgen, nicht?

Link zu mehr Raupen-Bildern, inkl. Verpuppungssequenz: Raupen

Für alle, die einen Vortrag vorzubereiten haben oder sonst wissenschaftlich interessiert sind, habe ich auf dieser Seite eine Systematik zusammengestellt: Klassifizierung

In diesem Zusammenhang möchte ich Ihnen dieses tolle Bild, das mein Ex-Sekundarlehrer geschossen hat nicht vorenthalten:


*** Ein herzliches Dankeschön deshalb an Hans-Peter Fehr aus Kloten! ***

Was man auf diesem Bild so schön sieht sind die dachziegelartig angeordneten Flügelschuppen - der Grund weshalb Schmetterlinge in die Ordnung der Lepidoptera = Schuppenflügler gehören!




Wissenswertes

Auf dem Europäischen Festland fliegt der Europäische Schwalbenschwanz "Papilio machaon". Auf den Britischen Inseln dagegen hat sich in einem geografisch isolierten Gebiet, nämlich den Norfolk Broads, eine Unterart ausgebildet: der Britische Schwalbenschwanz "Papilio machaon britannicus". Er findet sich nur in dieser einen Region auf der Insel und seine Raupen fressen an genau einer Futterpflanze, nämlich dem Sumpfhaarstrang (Peucedanum palustre). Unser Europäischer Schwalbenschwanz ist da viel weniger heikel (siehe Futterpflanzen oben) und entsprechend weiter verbreitet. Die optische Unterscheidung der Britischen Unterart ist nicht ganz einfach, gemäss dem Fotografen dieser Fotos verfügt der Britische Schwalbenschwanz über etwas mehr Schwarzanteil an der Flügelfärbung:


links ein Europäischer Schwalbenschwanz, rechts sein Britischer Verwandter
ganz herzlichen Dank für die Fotos an Matt Berry von der Butterfly Conservation in Suffolk, GB!

Hier noch eine weitere supertolle Aufnahme von Matt Berry, von einer Britischen Schwalbenschwanz-Paarung:


thanks, Matt, simply divine! :D





Zum abgewöhnen noch zwei Bilder vom Juli 2001 von frisch geschlüpften Schwalbenschwänzen in unserem Garten:





Briefmarken



So ein toller Schmetterling wie der Schwalbenschwanz wurde und wird natürlich sehr gerne auf Briefmarken verewigt, was die Aufgabe die schönsten Motive auszuwählen zwar zu einer sehr schönen, aber nicht gerade einfachen Aufgabe macht! ;-) Gottseidank habe ich verschiedene Seiten zum Thema Schwalbenschwanz und kann die Briefmarken daher etwas verteilen


Zum Auftakt dieses Motivbild aus San Tomé, das neben dem Falter auch noch die Puppe und die Raupe samt Futterpflanze zeigt (auch wenn sich noch ein Segelfalter ins Bild geschlichten hat).
Dann ein paar meiner absoluten Favoriten:



Genau wie die echten Falter bringen diese Marken aus Malta, Moldawien, Tunesien und der damaligen Tschechoslowakei einfach eins: gute Laune! :D
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