Tagpfauenauge

Inachis io



Nach dem Schwalbenschwanz ist das Tagpfauenauge ohne Zweifel einer unserer schönsten Tagfalter! Es gehört zusammen mit weiteren prächtigen Tagfaltern zur Familie der Edelfalter (Nymphalidae).

Die Raupen des Tagpfauenauges ernähren sich von Brennesseln. Diese Pflanze dient vielen weiteren schönen Tagfaltern bzw. ihren Raupen als Nahrungsquelle, so z.Bsp. dem Admiral, C-Falter, Landkärtchen und Distelfalter. Die Raupen des Tagpfauenauges sind im Jugendstadium dunkelgrau, später schwarz mit feinen weissen Pünktchen und schwarzen Verästelungen am Körper entlang.
Vor der Raupe steht allerdings das Ei und dieses, bzw. ein ganzes Klümpchen davon konnte mein Deutscher Hobbyzüchterkollege Werner Klaiber mit der Kamera festhalten:

   
Tagpfauenaugen legen ihre grünen Eier in kleinen Haufen an die Blattunterseite von Brennesseln

Hier sind die Jungräupchen kurz vorher geschlüpft, die Eier sind leer und durchsichtig:

 Junge Tagpfauenaugen-Raupen schützen sich, indem sie - wie diejenigen vom Kleinen Fuchs auch - ein Gespinst aus Seide um die ganze Gruppe weben. Anhand dieser Seidennester sind sie in einem Brennesselfeld gut erkennbar  
 Jungraupen reagieren auf Störungen sofort: mit aufgerichteten Köpfen drohen sie einem potentiellen Angreifer (womit: siehe Text unten!)  
 eine Raupe kurz nach der Häutung: die sonst schwarzen Verästelungen sind noch ganz weich und hell  
 eine ausgewachsene Tagpfauenaugen-Raupe:
typisch ist das samtige schwarz mit den schwarzen Dornen und den weissen Pünktchen
 

Die Raupen sind ziemlich hastig und kommen erstaunlich schnell vorwärts, die Schwalbenschwanz-Raupen z.Bsp. sind da viel gesetzter. Daneben verfügen die Tagpfauenaugen-Raupen über eine wirksame (mir gegenüber jedenfalls!) Feindesabwehr: wenn sie sich bedroht fühlen, erbrechen sie einen dunkelgrünen Saft über den (in meinem Falle vermeintlichen) Feind...
Die Verpuppung erfolgt in Form von Stürzpuppen (d.h. die Puppen hängen kopfüber) an Brennesselblättern oder sonstigen Zweigen. Die Puppen sind grünlich bis grau-braun gefärbt. Vor dem Schlüpfen verfärben sie sich dunkler.

Grüne Tagpfauenaugen-Stürzpuppe an Brennesselblatt
Grüne Tagpfauenaugen-Stürzpuppe an Brennesselblatt


Der Schlüpfvorgang sieht bei Stürzpuppen ziemlich haarsträubend aus: Der Falter drückt sich mit dem Kopf nach unten aus der Puppe und muss als erstes an der Puppenhülle genügend Halt finden um den restlichen Körper nachziehen zu können. Ein Sturz auf den Boden mit noch weichen Flügeln kann ins Auge gehen!
Nach dem erfolgreichen Schlüpfen sucht sich das Tagpfauenauge wie alle Falter einen ruhigen Ort wo es seine Flügel entfalten kann:

Eine Besonderheit des Tagpfauenauges ist, dass es bei Störungen seine Flügel aneinander reiben kann, was ein eigenartiges schabendes Geräusch produziert.
Das Tagpfauenauge ist wohl einer der auffälligsten Falter bei uns, klappt es jedoch die Flügel zu, wird es sofort sehr schwierig es überhaupt noch auszumachen:




das 2. Bild ist derselbe Falter bei leicht anderem Einstrahlwinkel des Lichts:
die Unterseite der Flügel schimmert wunderschön blau!


Zum Abschluss noch ein visueller Leckerbissen, wiederum festgehalten von Werner Klaiber
(einmal mehr herzlichen Dank! :-)):


Detailaufnahme einer der Augenzeichnungen auf einem Hinterflügel



Vergrösserung der blau-violett-türkis schillernden Schuppen - wunderschön!


Und weil sie so schön sind, hier noch eine allerletzte Aufnahme eines frisch geschlüpften Falters vor dem Abflug:


*hach* :-)






Zu den verschiedenen "Pfauenaugen"


Vielleicht ist Ihnen auch schon aufgefallen, dass es mehrere völlig verschiedene Falter gibt, die den Namensteil "Pfauenauge" tragen:

- Grosses (oder Wiener) Nachtpfauenauge
- Kleines Nachtpfauenauge
- Abendpfauenauge
- Tagpfauenauge

Ausser der Tatsache, dass alle diese Arten eine Art Augenzeichnung auf den Flügeln tragen sind sie - abgesehen von den beiden Nachtpfauenaugen - überhaupt nicht miteinander verwandt, im Gegenteil: die vorwiegend nachtaktiven Nachtpfauenaugen gehören in die Familie der Pfauenspinner (Saturniden), das dämmerungs- und nachtaktive Abendpfauenauge gehört zu den Schwärmern (Sphingiden) und das tagaktive Tagpfauenauge zu den Edelfaltern (Nymphaliden). Diese Familien weisen völlig unterschiedliche Charakteristika auf.

Die Personen, die für die Namensgebung verantwortlich waren, haben meiner Meinung nach einfach etwas wenig Phantasie gezeigt )...



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