Landkärtchen

Araschnia levana



frisch geschlüpftes Landkärtchen im Frühling

Diesen hübschen kleinen Tagfalter konnten wir erstmals bei einem Besuch bei Freunden im Thüringer Wald photographieren. Das Spezielle am Landkärtchen ist, dass die zwei Generationen ein völlig anderes Aussehen haben! Im Bild oben ist die helle Frühlingsform zu sehen, d.h. die Raupen dieser Generation sind im vorherigen Jahr Herbst herangewachsen, haben sich verpuppt und sind im folgenden Frühling geschlüpft. Die Raupen, die aus den von diesen Faltern gelegten Eiern schlüpfen, werden sich im Frühsommer verpuppen und im selben Jahr im Spätsommer schlüpfen. Diese Sommerform hat eine andere, dunklere Zeichnung:


die Grundfarbe der Sommerform kann fast schwarz sein...

... oder braun wie hier im Thüringer Wald :-)

Beide Formen haben als Erkennungszeichen einen dunklen Körper mit dünnen hellen Querstreifen.
Der Fachbegriff für dieses unterschiedliche Aussehen der Generationen lautet "Saison-Dimorphismus".

Landkärtchen legen ihre Eier an die Unterseite von Brennesseln und zwar nicht einzeln oder in Klümpchen wie die meisten ihrer Verwandten, sondern in kleinen, grünen, nach unten wachsenden Türmchen, ein Ei auf dem anderen. Quasi kleine Ei-Stalaktiten. Leider konnte ich bis jetzt noch kein solches Eitürmchen in der Natur entdecken. Betonung auf noch nicht!

Die schwarze Raupe des Landkärtchens frisst also an Brennesseln. Landkärtchen-Raupen erkennt man an den zwei Hörnchen, die sie - neben den braunen oder schwarzen Verästelungen am Körper - am Kopf haben, das hat keine andere Brennessel-Raupe:



Die Raupen verpuppen sich in diesen hübschen kleinen Stürzpuppen (d.h. sie hängen kopfüber) und die 2. Generation überwintert in dieser Form. Sie sind damit eine Ausnahme unter den Brennessel-Raupen: die meisten Arten überwintern entweder als Falter (Tagpfauenauge, C-Falter, Kleiner Fuchs) oder versuchen im Spätherbst nach Süden zu ziehen und neue Falter wandern im nächsten Frühsommer wieder von dort ein (Admiral, Distelfalter).
Kurz vor dem schlüpfen verfärben sich die Landkärtchen-Puppen dunkler.


Landkärtchen-Puppe, oberhalb der Puppe ist noch die alte Raupenhaut sichtbar

Ihren Namen verdanken die Landkärtchen übrigens ihrer Flügelunterseite, die mit den vielen Linien und unterteilten Flächen etwas an eine Landkarte erinnert:


hübsch, nicht?
die Unterseite ist bei beiden Formen gleich gefärbt


nach oben!