Grosser Gabelschwanz

Cerura vinula






Dies ist ohne Zweifel die coolste Raupe, der ich bis jetzt begegnet bin! Ihr Abwehrverhalten ist so hinreissend, dass man versucht ist, sie ständig zu ärgern!

Aber beginnen wir von vorne:


3 Eier vom Gabelschwanz - herzlichen Dank an Werner Klaiber für das tolle Bild!
Originalgrösse der Eier ca. 1mm


 
 
 


So winzig präsentierten sich die Räupchen als sie gerade aus dem Ei geschlüpft waren. Aber bereits in dieser Phase sind die namensgebenden Gabeln am Hinterleibsende deutlich zu sehen. Schon in diesem zarten Alter können die leicht irritierbaren Räupchen aus diesen Gabeln rote züngelnde Fäden herausschiessen lassen. Frisch geschlüpfte Räupchen sind samtschwarz mit roten Gabeln und rötlichen Hörnchen:


Vergrösserung eines Ei-Räupchens, auch dieses Bild stammt von Werner Klaiber


Ein bis zwei Häutungen später ist die Zeichnung der Jungraupen grün-schwarz:


Sie sind wie gesagt, sehr leicht reizbar. Es hat etwas belustigendes, wenn man von so einem Winzling angedroht wird, sobald man zBsp. sein Sitzblatt anfasst.
Allerdings ist es nicht nur reine Show, was die Raupe abzieht: Fühlt sich eine Raupe bedroht, dreht sie ihrem Feind erstmal ruckartig den Kopf zu, lässt die rote Zeichnung mit den 2 aufgemalten, schwarzen Augen hervortreten und lässt die oben erwähnten, roten Fäden aus ihren Schwanzgabeln züngeln. Sollte diese bedrohliche Gebärdung nichts bewirken, hat sie noch eine weitere Waffe im Arsenal: sie kann Säure (eine Art Ameisensäure) spucken und dies scheinbar ziemlich zielgenau auf die Augen eines Fressfeindes...
Angespuckt wurde ich von meinen Raupen zwar noch nie, aber habe die Säure schon in den Finger gerieben bekommen (sie geben sich dabei wirklich mühe, die Säure in die Haut zu ritzen - sie soll ja wirken!). Die Säure wirkt ziemlich reizend auf Schleimhäute, und ich bin froh, hatte ich keine offene Wunde an der betroffenen Hautstelle.

Sie sind auch sehr lernfähig, diese macht Männchen auf Befehl:


(natürlich nicht!!)


Erwachsene Raupen ändern das Farbmuster noch leicht:




ausgewachsene Raupe, Portrait

Die Raupen sind übrigens auch untereinander nicht sehr verträglich:


Hier kreuzen sich zwei, aber nicht ohne einander kurz zu drohen!


Kurz vor der Verpuppung verfärben sich ausgewachsene Raupen braun:


Kuckuck :)


Die Verpuppung erfolgt an Holz- und Rindestücken, wobei die Raupen aus abgekauten Holzteilchen einen so perfekten Kokon an das Holzstück bauen, dass man sie nicht sieht, wenn man nicht weiss, dass sie da sind! Dazu kommt, dass die fertigen Kokons hart wie Stein werden und - vielleicht abgesehen von einem Specht - kaum ein Vogel oder anderer Fressfeind an die Puppe im Innern gelangen kann.


Der linke Kokon ist unversehrt, aus dem rechten ist bereits ein Falter geschlüpft,
erkennbar an dem Loch auf der linken Seite - der Flaum stammt übrigens vom Falter,
als er sich aus dem engen Loch gezwängt hat...



Tarnung ist alles!
Ohne Schlupfloch wäre der Kokon unauffindbar


Vom Grossen Gabelschwanz gibt es nur eine Generation pro Jahr, die hübsch graumelierten Falter sind bei mir anfangs Mai geschlüpft.


Voilà, Herr oder Frau* Gabelschwanz, hat sich soeben erfolgreich aus dem engen Lock gezwängt
*die Unterscheidung der Geschlechter ist bei dieser Art nicht einfach (naja, für mich)



und hier ist der Falter mit entfalteten Flügeln
da er zu den Nachtfaltern gehört, wird er bis am Abend ruhen und dann seinen 1. Flug antreten
viel Glück!



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