Grosser Schillerfalter

Apatura iris



Grosses Schillerfalter-Männchen, geschlüpft am 26. Juni 2010

Ein absolutes Highlight im Jahr 2010 war der Schlupf der einzigen Grossen Schillerfalter-Raupe, die ich durch den strengen Winter und den darauffolgenden nasskalten Frühling gebracht hatte. Netterweise war es dann sogar ein Männchen, die Weibchen haben dieses umwerfend schöne Schillern auf den Flügeln nicht.

Dass es in unseren Wäldern im Zürcher Unterland Schillerfalter haben könnte, war mir bis zum Sommer 2009 gar nicht bewusst, da ich bis jetzt noch nie einen solchen Schmetterling angetroffen hatte. Das ist im Grunde auch nicht weiter verwunderlich, da diese Waldschmetterlinge den grössten Teil ihres Lebens in den Baumkronen fliegend verbringen. Sie legen ihre Eier im Sommer an gut stehende Salweiden ab: die Raupen mögen es feucht und kühl, deshalb werden die Eier an Salweiden auf der Schattenseite von kleinen Waldlichtungen (Wegkreuzungen) abgelegt.
Im Sommer 2009 kam ich dank Züchterkollege Thomas (einmal mehr - merci vielmals! :)) zu einigen Eiern dieser Art:


Schillerfalter-Ei auf Salweidenblatt

Thomas verhalf mir auch zu einer eingetopften Salweide, da bei dieser Art - ein (für mich zumindest) züchterischer Knackpunkt - die kleinen Räupchen an einer lebenden Salweide überwintern wollen. Meine Salweide stellte ich in einen 1.8m grossen Zuchtbehälter, damit den kostbaren Jungräupchen ja kein Feind zu nahe kommen konnte. Das Problem dabei war aber dann, dass die Feuchtigkeit innerhalb des Behälters wohl zu hoch war und die kleine Salweide schon im Herbst zu serbeln begann und auch noch Wollläuse bekam...


Kleine Salweide im Zuchtbehälter

Die kleinen Räupchen suchten sich nach dem Schlupf jede einen eigenen Zweig. Auf dem Blatt an der Zweigspitze wurde vom Räupchen ein Seidenteppich als Ruheplatz gewoben. Zum fressen zog es dann jeweils von dort aus los, erst knabberte es den Anfang seines Sitzblattes weg, später wanderte es zu Blättern in der Nähe. Seinen Sitzplatz an der Blattspitze seines Lieblingsblattes liess es jedoch stehts intakt. Dies hinterlässt typische Frassspuren, aufgrund derer man auch nach den Räupchen in der Natur suchen kann:


1cm grosses Schillerfalter-Räupchen auf seinem Sitzblatt
diese Raupen haben 2 fühlerartige Hörnchen am Kopf,
was ihnen ein kurioses, schneckenartiges Aussehen verleiht


Räupchen in Ruhestellung, auch diese ist typisch

Trotz der schwächelnden Salweide waren es noch 4 Räupchen, die sich im Herbst zur Überwinterung bereit machten. Dazu verfärben sich die Räupchen braun und beginnen auf den Zweigen umherzuwandern auf der Suche nach einer geeigneten Stelle. Diese befindet sich an einem Zweig, etwas zurückversetzt von der Zweigspitze, meist in der Nähe einer Verzweigung. Dort spinnt sich das Räupchen einen dichten Seidenteppich als Unterlage und bleibt dann dort den ganzen Winter über sitzen. Erst im kommenden Frühling, wenn die Salweidenblätter wieder austreiben, nimmt es die Nahrungsaufnahme wieder auf, wird wieder grün und beginnt nun stetig zu wachsen:


4cm grosse Raupe von vorne, man erkennt das Gesicht mit den Hörnchen



ausgewachsene Raupe, der Kopf ist in Ruhestellung nach unten eingerollt
und die Hörnchen zeigen nach vorne


Wie gesagt, es kam leider nur eine Raupe durch die ungünstige Winter/Frühling Kombination, diese hat sich am 7. Juni dann verpuppt:

Die schön geformte, grüne Puppe befand sich der Unterseite eines grösseren Salweidenblattes.

19 Tage später ist dann der tolle Falter geschlüpft, es war eine unbeschreibliche Freude ihn so perfekt im Kasten vorzufinden! Das Männchen war netterweise auch noch einigermassen posierbereit, deshalb noch ein paar Fotos:


dieses schöne blaue Schillern, je nach Einstrahlwinkel der Sonne haben nur die Männchen

das Schillern kommt durch winzige Luftkammern in den Flügelschuppen zustande

Flügelunterseite (man beachte die goldenen Augen *schmacht* )


Die Falter sind bekannt dafür, dass sie sich von (für unsere Nasen) schlechten Gerüchen anziehen lassen. Seien es durchgeschwitzte Socken, stinkender Käse oder sogar Kot - für die Schillerfalter ein unwiderstehliches Magnet! So sieht man sie manchmal auf Waldwegen auf Kothaufen sitzen und saugen und man kann sie theoretisch mit dem Auslegen von besonders stinkigem Käse anlocken. Ich habe es bis jetzt einmal im August 2010 mit Limburger in unseren Wäldern versucht, allerdings erfolglos. Wobei das vermutlich weniger am Käse und mehr daran lag, dass ich jahreszeitlich schon etwas zu spät war. Hauptflugzeit der Falter ist Ende Juni und Juli.

Der Grosse Schillerfalter wurde vom Deutschen Naturschutzbund NABU zum Schmetterling des Jahres 2011 gewählt. Eine gute Info-Seite über diesen Schmetterling gibts hier: Bund NRW Naturschutzstiftung




Der Grosse Schillerfalter hat einen nahen Verwandten, den Kleinen Schillerfalter (Apatura ilia). Dieser legt seine Eier nicht auf Salweiden, sondern Pappeln ab und liebt eher trockene Standorte im Wald. Er ist generell seltener anzutreffen als sein grosser Verwandter (der übrigens keinesfalls viel grösser ist). Auch diese Art verfügt über das umwerfende Flügelschillern der Männchen:


Kleiner Schillerfalter auf Pappelblatt
Diese beiden tollen Fotos verdanke ich Wolfgang Fischer aus der Nähe von Heidelberg - ganz herzlichen Dank!



Und gleich noch so ein Glückspilz aus Deutschland, man schaue sich nur dieses Bild von Dieter Haugk aus Leipzig an:


Das Foto wurde 2011 bei Zeitz 50km westlich von Leipzig aufgenommen.

Dieter Haugk schreibt dazu: "zeitweise konnte man über 100 Falter auf einer Stelle beobachten. Im Verein mit Großen und Kleinen Eisvögeln, Großen Füchsen, Kaisermänteln und anderen Faltern". Unglaublich. Ich wohne definitiv am falschen Ort! .





Briefmarken



Hier sind meine drei Lieblings-Briefmarken vom Grossen Schillerfalter:


Belgien, Jugoslawien und Tuvalu machen diesmal das Rennen





Vom Kleinen Schillerfalter gibt's genauso viele schöne Briefmarken wie vom Grossen, hier ist eine davon aus Vietnam:





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