Grasglucke

Euthrix potatoria



Grasglucke nach Schlupf - typisch das "Näschen" vorne


Am 3. Mai 2011 fanden meine Mutter und ich bei einem Spaziergang im Wald diese schön gefärbte, ca. 6cm grosse Raupe:





Sie sass ziemlich unbekümmert oben auf einem Weissdornzweig. Entsprechend bin ich davon ausgegangen, dass dies ihre Futterpflanze wäre. Zuhause haben Recherchen dann aber schnell ergeben, dass es sich dabei eben um eine Raupe der Grasglucke handelte. Sie frisst keinesfalls Weissdorn, sondern vielmehr an verschiedenen Süssgräsern wie Schilfrohr, Rohrglanzgras oder Pfeifengras, ebenso wird sie manchmal an Sauergräsern wie Seggen oder Binsen gefunden. Diese Gräser kommen in lichten Wäldern oder Feuchtgebieten vor.



Man sieht die Wassertröpfchen auf dem Pfeifengras, das ich der Raupe als Futter angeboten habe. Normalerweise ist nasses Futter ein Tabu, da die Raupen davon Durchfall bekommen können (was meist tödlich ist...). Die meisten Arten benötigen als Raupe keinerlei zusätzliches Wasser, sie beziehen ihren gesamten Flüssigkeitsbedarf aus der Futterpflanze. Die Grasglucke ist hier eine Ausnahme, sie genehmigt sich gerne ein Tautröpfchen zwischendurch. Deshalb lautet ihr 2. Name auch Trinkerin. Ich konnte meine Raupe tatsächlich dabei beobachten, wie sie ein Wassertröpfchen aufgeschlürft hat - ein ungewöhnlicher Anblick!

Die Grasglucke überwintert als junge Raupe und entwickelt sich dann im folgenden Jahr zum Falter. Meine Raupe hat sich denn auch am 22. Mai verpuppt. Dazu spann sie sich einen Kokon an der Raupenkastenwand, in den sie auch einige ihrer Brennhaare einwebte. Diese sehr feinen Härchen können in den Fingern stecken bleiben und Hautirritationen hervorrufen (gleich wie bei den Raupen des verwandten Eichenspinners), also Finger weg!



Am 15. Juni 2011 ist aus dem obigen Kokon dann der hübsche Nachtfalter geschlüpft:



Ich denke, es handelte sich bei meinem Falter um ein Weibchen, Männchen sind gleich gefärbt, aber häufig etwas dunkler. Die Flugzeit der Falter ist Juni bis August. Ihre Nachkommen überwintern dann als junge Raupe an trockenen Grasstängeln und schliessen die Entwicklung im folgenden Frühsommer ab.

Unverhofft kommt oft, wie es so schön heisst - merci für ein gefreutes Gastspiel! :D








nach oben!