Abendpfauenauge

Smerinthus ocellata



am frühen Morgen geschlüpfter Falter im Mai 2009

Das Abendpfauenauge ist ein weiterer interessanter Vertreter der Familie der Schwärmer. Somit ist es dämmerungs- und nachtaktiv und verbringt den Tag gut getarnt in Ruhestellung. Die Besonderheit dieser Art sieht man auf obigem Bild: Sie ziehen bei Erschrecken die Vorderflügel ruckartig nach vorne und enthüllen diese beiden starrenden Augen auf den Hinterflügeln. Für einen Vogel, der so einen Falter vielleicht aus Neugier anpickt ein ganz schöner Schock nehme ich an! Speziell beim Falter ist auch die gekrümmte Körperhaltung in Ruhestellung:


Ich bin zuerst schon etwas erschrocken, weil ich dachte, dem Falter fehlt etwas!
Hier sieht man auch die in Ruhestellung angelegten Fühler

Per Zufall haben sich im Frühling 2009 zwei geschlüpfte Falter bei mir verpaart und ich bin zu ca. 60 Eiern gekommen. Die Eier sind grünlich, oval und ca. einen 1mm im Durchmesser:


2 Eier an einem Pappelblatt - sie werden vom Weibchen meist einzeln
an die Unterseite der Futterpflanzenblätter geheftet


Die Raupen des Abendpfauenauges weisen am Hinterende das typische Schwärmerhorn auf. Sie sind gräulich-grün gefärbt und ihre Haut weist eine körnige Struktur auf (wie die Raupe vom Pappelschwärmer auch). Sie ernähren sich von Weiden- und Pappelarten, bei mir bevorzugten sie Salweide. Eine Schwierigkeit bei der Aufzucht dieser Art ist die Tatsache, dass sich Weiden bei heissem Sommerwetter fast nicht in Wasser einstellen lassen, sie verdorren jeweils innerhalb weniger Stunden... Man muss also ständig für Nachschub sorgen.


In Bild 1 die normale Färbung einer jungen Raupe, im 2. Bild eine ganz grüne - die (wunderschöne!) Ausnahme
im zweiten Bild sieht man zudem die kleinen, roten Ringe der Seite entlang: das sind die Atemöffnungen


Die Raupen sind durch ihre Farbe und die schrägen hellen Streifen hervorragend im grau-grünen Weidenlaub getarnt, hier sind sie ausgewachsen:





Hier sieht man einerseits die Hinterfüsse, mit denen sie sich ganz schön festklammern können
und andererseits den typisch dreieckigen Kopf von vorne


Die ausgewachsenen Raupen verpuppen sich unter der Erde und überdauern so den Winter:


meist taucht die Raupe sofort ab


Das Abendpfauenauge kommt bei uns normalerweise in einer Generation pro Jahr vor. In warmen Jahren - was aufgrund der Klimaerwärmung mehr und mehr der Fall sein dürfte -, schlüpft aber schon mal ein Teil der Puppen noch im selben Sommer und es kann eine 2. Generation geben.


ich hatte im Juni 2009 ca. 40 Puppen, im Juli ist ein Teil davon bereits wieder geschlüpft...


Zum Abschluss noch zwei Falterbilder:


Im ersten Bild der (wie alle Schwärmer) sehr gut getarnte Falter in Ruhestellung, im zweiten habe ich ihn ein bisschen geärgert und er zeigt mir ansatzweise seine Droh-Augen, zudem hat er seine Fühler nach vorne geklappt - auch ein Zeichen dafür, dass er nun hellwach ist. Er verlässt sich darauf, dass seine Augen so lange für Verwirrung sorgen bis er sich in Sicherheit gebracht hat - nicht schlecht, die Idee!




Die Schmetterlinge sind in Europa ziemlich weit verbreitet und werden ab und zu in Ruhestellung an einer Hauswand oder einem Baumstamm gefunden. Familie Daßler aus Norddeutschland konnte sogar eine Paarung bei sich an der Hauswand fotografieren:


schön erkennbar oben das dickere Weibchen und unten das schlankere Männchen

herzlichen Dank nach Werder bei Potsdam! :D






Zu den verschiedenen "Pfauenaugen"


Vielleicht ist Ihnen auch schon aufgefallen, dass es mehrere völlig verschiedene Falter gibt, die den Namensteil "Pfauenauge" tragen:

- Grosses (oder Wiener) Nachtpfauenauge
- Kleines Nachtpfauenauge
- Abendpfauenauge
- Tagpfauenauge

Ausser der Tatsache, dass alle diese Arten eine Art Augenzeichnung auf den Flügeln tragen sind sie - abgesehen von den beiden Nachtpfauenaugen - überhaupt nicht miteinander verwandt, im Gegenteil: die vorwiegend nachtaktiven Nachtpfauenaugen gehören in die Familie der Pfauenspinner (Saturniden), das dämmerungs- und nachtaktive Abendpfauenauge gehört zu den Schwärmern (Sphingiden) und das tagaktive Tagpfauenauge zu den Edelfaltern (Nymphaliden). Diese Familien weisen völlig unterschiedliche Charakteristika auf.

Die Personen, die für die Namensgebung verantwortlich waren, haben meiner Meinung nach einfach etwas wenig Phantasie gezeigt )...



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